Zukunftssynode

Veranstaltung Hamme Forum Ritterhude, 10. Juli 2021

Gemeinsam die Themen der Zukunft anpacken

Jugendliche engagieren sich für ihre Zukunft, auch in Kirchenfragen. Doch welche Kirche wollen sie? Was sind ihre Ideen? In der ersten Zukunftssynode am 10. Juli machte die Kirchenkreissynode die Bühne frei den Nachwuchs.  Die eingeladenen Mitglieder des Kirchenkreisjugendkonventes (KKJK) und Ehrenamtliche gestalteten das Programm. In Workshops diskutierten Jugend und Parlamentarier über Jugendarbeit und „heiße Eisen“. Ihre Impulse sollen die laufende Planung der Finanzen und Stellen von 2023 bis 2028 mitbestimmen. 

Die Zukunftssynode fand vor dem Hintergrund der laufenden Finanz- und Stellenplanung statt, welche die Angebote der Kirche für die Zeit von 2023 bis 2028 stark prägt. „Hier wollen wir besonders die jungen Menschen einbeziehen und mit dieser besonderen Form alle miteinander ins Gespräch kommen“, eröffnete die KKS-Vorsitzende Heike Schumacher die Kooperation mit der Kirchenjugend, die den Programmablauf gestaltete und thematisch prägte.   

Das Organisationsteam um den KKJK-Vorsitzenden Lasse Kück und die jugendlichen Gäste packten gleich nach der Begrüßung, Andacht und kurzen Anspielen die Sachthemen an und forderte die Parlamentarier. „Was ist kirchliche Kinder- und Jugendarbeit für Sie?“, fragten die Jugendlichen in die Runde, riefen zu Antworten per Smartphone auf und zauberten minutenschnell das digitale Stimmungsbild mit mehr als 60 Rückmeldungen an die Leinwand im Veranstaltungszentrum. Das Feedback war eindeutig: Freundschaft, Gemeinschaft, Spaß und Zusammenhalt führen die Rangliste an. „Toll, dass Sie so viel Positives mit der Jugendarbeit verbinden“, bilanzierte Mitorganisatorin Rike Schröder.   

Doch was denken Kirchenjugend und erwachsene Parlamentarier über heikle Kirchenthemen? In acht Workshops zu „heißen Eisen“ bereiteten die Jugendlichen die Bühne für den kontroversen Austausch der Generationen. Sie stellten Fragen wie: Kommt der Sonntagsgottesdienst an? Kirche und Klimaschutz? Warum Kirchensteuer zahlen? PR und Marketing oder nur Gemeindebrief? Kirche 2021: Übergang gestalten oder Untergang verwalten? Kirchenmitglied nur aus Tradition? Genug Angebote für die mittlere Generation?

„Wir wollen damit herausfinden, welches die Felder sind, an denen Kirche arbeiten muss, denn wir wollen engagierter Teil der Kirche sein, unsere Ideen einbringen und gerne auch künftig Mitglied bleiben“, beschrieb Kirchenkreisjugendwartin Janna Eckert die Motivation der Jugendlichen beim Austausch. Viele Ideen zogen sich durch alle Themenkreise, ganz vorne die Gefühle: Kirche sollte Kontakte und eine Wohlfühl-Atmosphäre schaffen, mehr zuhören, Angst nehmen, integrieren. „Erlebnisse und Gemeinschaft sind wichtig, die Kirchenmusik kann viele Verbindungen schaffen und den Zugang zu Kirche erleichtern“, brachte Kirchenvorsteher Ralf Heitmann (Kirchtimke) die Prioritäten vieler Teilnehmer*innen auf den Punkt.   

Alle Workshops sahen Kirche als Angebot für alle Generationen, mit einer starken Botschaft und der Aufgabe, ein breites Angebot für alle Zielgruppen dauerhaft zu sichern. Beispiel Öffentlichkeitsarbeit: Während die Jugendlichen Alissa Gerken (Hepstedt) und Mareike Pape (Grasberg) per Social Media chatten, schätzen Senior Herbert Schulz (Wilstedt) und seine Altersgruppe den guten alten Gemeindebrief und „haben mit dem modernen Kram nix zu tun.“ Kirchenkreiskantorin Caroline Schneider-Kuhn lobte die Stärken der Pressearbeit und empfahl, Kontakte zu den Zeitungen zu pflegen und nachhaltig und aktiv die eigenen Angebote zu platzieren.

Wie steht´s um den Sonntagsgottesdienst? Der Klassiker in der Kirche hat seine Liebhaber, braucht aber aus der Sicht der Diskutanten noch mehr moderne Alternativen wie Jugend- und Familiengottesdienste oder andere Formate. „Warum nicht am Samstagabend, 17 Uhr, Gottesdienst feiern?“, schlug Lasse Kück vor. Superintendentin Jutta Rühlemann erinnerte an den Erfolg der „Kirche im Grünen“. Die Liturgie, so Rühlemann, sei oft eher klassisch, „doch viele Leute kommen wegen der anderen Atmosphäre“, in der sich alle freier bewegen könnten.  „Führt die Ausstrahlung der Kirchenräume vielleicht dazu, dass wir uns eher zurücknehmen“, fragte sie in die Workshop-Runde.

Als Sorgenkinder identifizierten mehrere Arbeitsgruppen junge Familien – und Jugendliche: „Wir haben ein so vielfältiges Angebot, doch viele junge Menschen und junge Familien fühlen sich nicht gemeint, auf die müssen wir aktiv zugehen“, meinte Leonore Holsten (Wilstedt). Ihr Kollege Heino Meyer (Tarmstedt) stimmte mit Blick auf Jugendliche zu: „Wir müssen erst ihre Bedürfnisse ermitteln und dann Lösungen finden, wie wir sie erfüllen“, schlug er vor. Und Marion Schorfmann, Bürgermeisterin in Grasberg, sieht es als „zentrale Aufgabe“, die Jugendlichen nach der Konfirmation für die Kirche zu gewinnen. „Meine Tochter und viele andere haben als Teamer so viel Wertvolles gelernt, das darf nicht einfach verloren gehen“, sagte sie.

Kirchenkreisjugendwartin Janna Eckert sieht die Jugendarbeit „derzeit mit Personal gut ausgestattet“. In jeder Region gebe es vor Ort qualifizierte Hauptamtliche und ehrenamtliche Jugendliche, die als Ansprechpartner ein vielseitiges Angebot ausgestalteten. Laut Eckert schätzen Jugendliche „echte Begegnung, verlässliche Beziehungen und Erlebnisse in Gemeinschaft“. Sie hofft, dass sich die Wertschatzung der Jugendarbeit auch in der Finanz- und Stellenplanung wiederfindet.

Unterstützung erhält sie von der KKS-Vorsitzenden Heike Schumacher: „Die Kinder- und Jugendarbeit ist unsere Zukunft“, sagte sie. Wenn es gelinge, Kinder und Jugendliche für die Werte der Kirche und das Miteinander zu begeistern, werde dies die ganze Kirche weiterbringen. „Denn wir sind auf die frischen Ideen und ungewöhnlichen, neuen Perspektiven der jüngeren Generation dringend angewiesen“. Zudem gehöre die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen zu den Grundstandards, den zentralen und unverzichtbaren Aufgabenfeldern der Kirche.     

Auch beim Klimaschutz sehen die Teilnehmer der Zukunftssynode noch wichtige Potentiale: Sie hoffen auf anspruchsvolle Klimatechnologie im neuen Kirchenzentrum und energiesparende Gebäudesanierungen trotz enger Finanzen und plädieren für den weitgehenden Ersatz von Papier durch digitale Lösungen. Die Evangelische Jugend in der Region OHZ ist bereits vorgeprescht: Sie setzt ein Zeichen kirchlicher Verantwortung für den Klimaschutz und hat ein Bündnis mit den Aktivisten von Fridays for Future geschlossen.

Die Parlamentarier und Jugendlichen sendeten viele Aufbruchsignale der Kirche in die Öffentlichkeit. Birgit Haensgen, Kirchenvorsteherin in Schwanewede, sieht wie viele Kolleg*innen die Kirche mitten in einer spannenden Wendezeit und mahnte zur Eile: „Wenn wir den Übergang in eine gute Zukunft gestalten wollen, müssen wir gleich heute damit anfangen“, sagte sie in der Workshop-Runde zum Thema „Kirche 2021“.

Wie Heike Schumacher betonte, sind Synode und Kirchenkreis bereits mitten drin in der Zukunftsplanung. „Das heutige Format hat uns in gute Gespräche gebracht“, sagte Schumacher. Der Austausch zeige, wie wichtig es sei, „immer wieder neu die Bedürfnisse und Themen der Kirchenmitglieder zu ermitteln“. Nun gelte es, die Ergebnisse auszuwerten und in die Ausschüsse der KKS, weitere Gremien und die laufende Finanz- und Stellenplanung einzuspeisen. „Viele Aspekte können in den Regionen in die Planung der Finanzen und Personalausstattung einfließen“. Sie bedankte sich bei den Jugendlichen für die „tolle Vorbereitung und Durchführung der Zukunftssynode."

verfasst Roland Hofer